Von der heilsamen Kraft der Stille

  • Hat Stille eine Bedeutung für dich?
  • Was löst sie in dir aus?
  • Spürst du eher eine Sehnsucht nach Stille oder ist sie dir unangenehm, beängstigend oder gar bedrohlich?

Unsere moderne Welt ist alles andere als still und selbst jetzt im Advent eines weiteren Jahres im Ausnahmezustand müssen wir nach Ruhe und Stille suchen. Ein Grund mehr für mich, mich zusammen mit dir, du lieber Mensch, mit der „Stille“ zu befassen.

Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich wünsche mir oft regelrecht „stille Momente“. Selbst in diesem besonderen Advent 2021 scheint es mir, als würde die Welt um uns herum wird immer lauter und schneller und geschäftiger. Wir sind mittlerweile fast immer online, permanent können uns Nachrichten auf den unterschiedlichsten Kanälen erreichen. Unser Leben ist lauter geworden – Strassen- und Fluglärm beeinträchtigen uns genauso wie leise und permanente Geräusche, wie z.B. das Rauschen des Kühlschranks oder das Ticken einer Uhr.

Das ausgehende Jahr zeigt uns, wie laut wir Menschen werden können. Wieviel Empörung, Wut und Aggressionen sich in vielen von uns aufgestaut haben, zeigt unsere Diskussions- und Medienkultur. Und selbst wenn es gerade im Außen stiller wird, so ist es doch in vielen von uns sehr laut. Ohne Unterlass plappert und kommentiert unser aufgescheuchter Geist.

Und dann gibt es Zeiten, in denen es tatsächlich still ist – so still, dass es weh tut. Diese Stille ist so tief und wahrscheinlich kennst du sie, wenn du schon einmal einen geliebten Menschen oder ein geliebtes Tier verloren hast.  Oder wenn du mit jeder Faser ganz genau spürst, dass etwas vorbei ist.  Meistens wollen wir diese Art der Stille gar nicht wahrnehmen. Eben weil sie schmerzhaft ist und dennoch: wenn wir uns ihr hingeben und nicht davor weglaufen, uns nicht betäuben oder ablenken liegt in ihrem Schmerz eine Weite.

Stille verbindet dich mit deinem wahren Wesen

Es ist jene Form der Stille, die wir auch in der Meditation suchen und erfahren können. Sie ist von allen großen Mystikern beschrieben. Sich ihr hinzugeben bedeutet, dich deiner tiefsten Essenz hinzugeben. Und ich sage nicht, dass das einfach ist, denn diese Weite zu spüren, kann dich total ängstigen. Gehst du aber durch deine Angst hindurch, wird es ruhig in dir und um dich herum. Du bist verbunden mit der stillen Weite deines Selbst. HIER findet Heilung statt. Und wenn du dann dieser Stille lauschst, wirst du merken, dass sie gar nicht wirklich still ist.

Lao Tse hat dazu gesagt: “Stille ist eine Quelle großer Stärke.”

Wenn wir wirklich still werden und uns der Stille hingeben, können wir daraus tatsächlich Kraft schöpfen. Viele führende Meditationsexperten und spirituellen Lehrer sind sich einig, dass Stille und Meditation in den nächsten Jahren immer (überlebens-) wichtiger werden. Je komplexer und schneller unser Leben wird, umso mehr brauchen wir Zeiten der Stille.

Es gibt gute Gründe, die Stille für dich (wieder) zu entdecken:

  • Stille reduziert Stress: schon 2 Minuten Stille entspannen dein ganzes System. Zu viel innerer und äußerer Lärm sorgt dafür, dass ständig zu viel Cortisol (Stresshormon) ausgeschüttet wird. Langfristig führt dies zu Bluthochdruck, Schlafstörungen und letztendlich ganz vielen anderen Stresssymptomen bis hin zum Burnout.
  • Stille fördert die Kreativität: ein gestresster Geist kann nicht mehr wirklich kreativ sein. Er kann unter Dauerstress nur noch in den alt-bekannten Mustern denken. Nicht umsonst fallen uns so viele gute Ideen unter der Dusche oder auf dem „stillen Örtchen“ ein. 😉
  • Stille und Meditation klärt und stärkt deinen Geist: du lernst durch Meditation bei dir zu bleiben und dich nicht mehr so stark vom Außen beeinflussen zu lassen. Du hältst so den Fokus auf das, was dir wirklich wichtig ist.
  • Stille lässt unser Gehirn wachsen: Stille und Meditation fördern das Wachstum von Hirnzellen. Unser Gehirn kann sich also besser regenerieren, was wiederum dazu führt, dass
  • durch Stille unsere Konzentration und Gedächtnisleistung zunimmt: wenn wir ununterbrochen Reize verarbeiten müssen, ist unser Gehirn so stark gefordert, dass unsere Aufmerksamkeit darunter leidet. Es fällt uns schwer, komplexe Fragestellungen zu beantworten, Lösungen für Probleme zu finden und allgemein konzentriert zu arbeiten.
  • Nicht zuletzt: den weiten Raum der Stille zu erfahren, kann uns Zugang zu einem neuen Bewusstsein verschaffen. Wir können in den Momenten der Stille, die Verbundenheit mit allem erfahren.
  • Ich würde daher sogar folgende These wagen: Stille fördert den Frieden auf dieser Welt.

Was kannst du tun, um mehr Stille in deinem Leben zu integrieren?

Hier einige Tipps:

  • Suche Orte auf, an denen es ruhiger ist: Wahrscheinlich ist es nie so ganz möglich, alle äusseren Geräuschquellen komplett zu reduzieren – selbst am stillsten Ort wird es Geräusche geben. Und es gibt natürlich Orte, zum Beispiel im Wald, wo es still ist und die Geräusche, wie Vogelgezwitscher oder das Rauschen der Blätter im Wind Balsam für unser Ohr und unsere Seele sind.

Betrachte einen Baum, eine Blume, eine Pflanze.

Lass dein Gewahrsein auf ihnen ruhen.

Wie still sie sind, wie tief verwurzelt im Sein!

Erlaube der Natur, dich Stille zu lehren.

Eckhardt Tolle

  • Gestalte dir deinen eigenen Rückzugsort: das kann entweder ein ganzer Raum sein, z.B. auch dein Schlafzimmer, indem du alle Geräusch- und Störquellen, wie Radio, Fernseher, Laptop oder Smartphone entfernt hast. Oder ein schöner Platz, den du dir so gestaltest, dass du dort wirklich zur Ruhe kommen kannst. Du kannst dir dort schöne Kissen, Decken, evtl. dein Meditationskissen hinlegen und einige schöne Gegenstände, Bilder, Kerzen oder Blumen runden das Ganze ab. Wichtig ist: dieser Ort sollte „heilig“ sein, d.h. hier findet ausser Stille und Meditation nichts anderes statt.
  • Beginne deinen Morgen in Stille: alle großen Religionen nutzten die Stille des Morgens für Meditation und Kontemplation. Hier ist unser Geist am empfänglichsten für die Stille. Die ersten 15 Minuten des Tages in Stille zu verbringen und dich auf den Tag einzustimmen, kann tatsächlich langfristig dein Leben positiv verändern.
  • Nimm dir im Laufe des Tages Zeit für kurze Momente der Stille (Stillpoints): 2-5 Minuten in Stille können eine große Kraftquelle für deinen Alltag sein. Wichtig: keine Ablenkung durch Handy o.ä., einfach nur still sitzen und dem Atem folgen. Hier findest du eine kurze Atemmeditation.
  • Schau einfach mal wieder aus dem Fenster raus: nichts tun, einfach nur schauen!
  • Nimm immer mal wieder eine Mahlzeit ganz bewusst in Stille ein: das geht allein, aber auch zu mehreren – selbst mit Kindern (dann vielleicht erst mal nur mit ein paar Minuten starten …).
  • Beende deinen Tag in Stille: damit dein Geist vor dem Schlafen zur Ruhe kommen kann, solltest du schon einige Zeit in „medialer“ Stille verbracht haben. Vielleicht hast du ein kleines Abendritual, wie z.B. Tagebuch schreiben. Ich schreibe mir jeden Abend 5 Dinge auf, für die ich dankbar bin.
  • Wähle immer mal wieder Zeiten, die du bewusst schweigend und in Stille verbringst: das kann ein ganzer Tag sein oder nur ein paar Stunden.
  • Wenn du längere Zeiten in Stille verbringen möchtest: es werden immer mehr Stille-Retreats o.ä. angeboten.
  • In diesem Video leite ich eine Achtsamkeitsübung an.

Ich wünsche dir von Herzen Zeiten der Stille. Vielleicht ist gerade jetzt die Zeit dafür! Du ‘musst’ sie dir nur nehmen.

Am 30.November beginnt die vierteilige Reihe “Wege in die Stille”. An vier Abenden im Advent lassen wir uns auf die Stille ein. Ich zeige dir, wie du die Stille in dir finden kannst – mit Hilfe von Texten und Meditationen. Du kannst ganz bequem von deinem Lieblingplatz teilnehmen, denn das Ganze findet per Zoom statt.

Und vom 21.12. bis zum 06.01. biete ich eine Rauhnachtsbegleitung an. Seit jeher gelten die Rauhnächte eine Zeit außerhalb der Zeit. Man sagt, dass wir in den 12 Nächten ab dem 24. Dezember empfänglicher sind für die Welt jenseits des Sichtbaren und des Unbewussten. Der Schleier zu den unsichtbaren Welten sind dünner und wir können leichter mit der Welt der Mystik und Magie in Verbindung treten.

Wir können diese Zeit „zwischen den Jahren“ für uns nutzen, um das Alte zu würdigen und das, was uns nicht länger gut tut, zu verabschieden. Gleichzeitig dürfen wir uns auf das Neue ausrichten und dabei die besonders transformative Energie der Rauhnächte nutzen.

Deine Ramona